Vortrag: Transformation der Demokratie in Bolivien als Herausforderung der Demokratiemessung
Transformation der Demokratie in Bolivien als Herausforderung der Demokratiemessung
Am 14.12.2017 hielt Dr. Jonas Wolff von der Hessischen Stiftung für Friedens- und Konfliktforschung im Rahmen einer Veranstaltung des Interdisziplinären Arbeitskreis Lateinamerika einen Vortrag über die „Transformation der Demokratie in Bolivien als Herausforderung der Demokratiemessung“.
Ausgehend von seiner Ausgangsbeobachtung, dass in Bolivien seit dem Amtsantritt von Evo Morales 2006 eine tiefgreifende politische Transformation stattgefunden hat, welche einerseits zu starken Kontroversen hinsichtlich des Regimecharakters des Landes führte, sich andererseits aber nicht in den gängigen Demokratieindizes niederschlug, zeigte Dr. Wolff die fehlende Berücksichtigung der Dimension der politischen Inkorporation als Blindstelle dieser Indizes auf. Diese bezieht sich hierbei vor allem auf die heterogenen sectores populares sowie die indigene Bevölkerung.
Die verschiedenen Dimensionen politischer Inkorporation, die deskriptive Repräsentation, die „party incorporation“ sowie die nicht-elektorale Partizipation, werden, trotz ihrer unstrittig zentralen, wenn auch ambivalenten Bedeutung für die Demokratiequalität, in den traditionellen quantitativen Demokratieindizes unzureichend berücksichtigt.
Im Anschluss an den Vortrag entzündete sich vor allem vor dem Hintergrund der Entscheidung des Verfassungsgerichts im Dezember 2017, die Wiederwahlbeschränkung aufzuheben, eine lebhafte Debatte darüber, wie die elfjährige Präsidentschaft von Evo Morales unter demokratietheoretischen Aspekten zu bewerten sei. Der AK Lateinamerika dankt Dr. Wolff für seinen spannenden und fundierten Vortrag sowie allen Teilnehmenden für Ihre Aufmerksamkeit und Beteiligung.