Vortragsreihe: Violencia – Organisierte Kriminalität, Gewalt und Politik in Lateinamerika
Vortragsreihe: Violencia – Organisierte Kriminalität, Gewalt und Politik in Lateinamerika"
Der AK Lateinamerika startete im Wintersemester 2011/2012 eine neue Vortragsreihe zum Thema „Violencia – Organisierte Kriminalität, Gewalt und Politik in Lateinamerika“, um das hochaktuelle und komplexe Phänomen der Gewalt aus unterschiedlichen Perspektiven zu beleuchten. Einerseits wollen wir uns mit spezifischen Gewaltformen und Akteuren befassen, andererseits sollen die ökonomischen, kulturellen und politischen Ursachen und Auswirkungen der Gewalt auf der Makroebene in den Blick genommen werden.
Den Auftakt der Vortragsreihe bildete ein Vortrag des Historikers Prof. Thomas Fischer aus Eichstätt zum Thema „Die langsame Agonie der kolumbianischen Guerrilla“ am 6. Dezember 2011. Prof. Fischer schilderte die Entwicklung der größten kolumbianischen Guerrilla-Gruppe, der Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC) seit ihrer Gründung Mitte der 1960er Jahre. Er zeigte ihre unterschiedlichen Entwicklungsphasen auf und machte dabei deutlich, dass sich die FARC weit von ihrer ursprünglichen ländlichen Basis und ihrem Ziel einer Agrarreform entfernt haben. In den letzten Jahren geriet die Guerrilla nicht nur militärisch in die Defensive, sondern sie verlor auch ideell zunehmend an Boden, da die von ihr bekämpften staatlichen Repräsentanten demokratisch legitimiert sind und das politische System Kolumbiens seit den 1960er Jahren weitaus offener und pluralistischer geworden ist.
Der zweite Vortrag des Wintersemesters am 19. Januar 2012 behandelte das Problem der Gewalt auf der Makroebene. Der Gewaltforscher Prof. Imbusch aus Wuppertal referierte zum Thema „Gewalt als Entwicklungshindernis in Lateinamerika“. Anhand anschaulicher und teilweise drastischer Beispiele einerseits und aggregierter Daten andererseits vermittelte Prof. Imbusch einen Eindruck davon, welch enorme volkswirtschaftliche und soziale Kosten die Gewalt für die Länder Lateinamerikas nach sich zieht. Als Ursache der Gewalt identifizierte er die nach wie vor auf dem Subkontinent vorherrschende Ungleichheit.
Im Sommersemester 2012 waren Dr. Peter Peetz vom GIGA in Hamburg und Prof. Dr. Wolfgang Muno von der Universität Erfurt zu Gast. Der Vortrag von Peter Peetz beschäftigte sich mit den Jugendbanden in Guatemala – den Ursachen der Jugendgewalt und der gesellschaftlichen Ächtung der Bandenmitglieder. Wolfgang Muno beleuchtete die Hintergründe des Drogenkriegs in Mexiko und zeigte die politischen Verflechtungen der Kartelle auf.
Den Abschluss der Vortragsreihe bildete ein Vortrag von Dr. Laurette von Mandach zum Thema Rechtsstaat und Gewalt in Brasilien. Frau von Mandach, die in Brasilien geboren ist und derzeit in der Schweiz lebt, erläuterte in einem auch für Juristen spannenden Vortrag die Funktionsweise der Strafverfolgungsbehörden in Brasilien und die Gründe für deren notorische Ineffizienz.