Frühjahr 2018: PT-Aktivitäten in Indien
Workshop "Constitutional Democracy" in Delhi und Vorträge an der University of Delhi und der Jamia Millia Islamia
Am 15. und 16. März 2018 wurde in Neu-Delhi die Tagung „Constitutional Democracy“ fortgesetzt, deren erster Teil am 7. und 8. Dezember vergangenen Jahres in Würzburg stattfand.
Die Organisation hatte diesmal Prof. Anupama Roy übernommen und in das Center for Political Studies an der Nehru-Universität eingeladen. Die in Würzburg begonnene Theorie-Diskussion wurde fortgesetzt mit Vorträgen, die sich vorwiegend auf die Situation in Indien bezogen, also z.B. auf den gegenwärtigen „autoritären Populismus“ oder auf die spezifische Probleme der Rechtsdurchsetzung. Thematisiert wurden aber auch die Grenzen der konstitutionellen Demokratie bzw. Perspektiven ihrer ‚Überwindung‘. Eine schöne vergleichende Untersuchung von Verfassungspatriotismus bei J. Habermas und Verfassungsmoral bei B. Ambedkar steuerte die Doktorandin Heba Ahmed bei, die im vergangenen Jahr DAAD-Stipendiatin und Gast am IPS in Würzburg gewesen war.
Insgesamt zeigten die lebhaften Diskussionen der Tagung einerseits eine weitreichende Übereinstimmung bei der Theorie der konstitutionellen Demokratie, aber andererseits auch erheblich Divergenzen im Hinblick auf die Wirklichkeit bzw. Lebenswelt, in der die beiden Verfassungen jeweils eingelassen sind.
Der Frühjahrs-Aufenthalt in Indien bot zudem wieder Gelegenheiten, Gegenbesuche bei indischen Dozenten, die zuvor am IPS waren, abzustatten. Auf Einladung von Prof. Ujjwal Singh, Professor für Politikwissenschaft an der University of Delhi, sprach PD Becker zu den Teilnehmern eines Kurses über das Konzept der „Liberal Democracy“. Die anschließende Diskussion brachte insbesondere eine indisch-östliche Skepsis gegenüber den sozialen Implikationen des westlichen Liberalismus zum Vorschein.
Schon obligatorisch war ein Besuch des politikwissenschaftlichen Instituts an der Jamia Millia Islamia, wo PD Becker vor den Studenten des Kollegen Dr. Krishna Dara eine „Einführung in Immanuel Kants politische Philosophie“ gab. Die darauffolgende Fragerunde zeigte das große Interesse an der westlichen politischen Philosophie im allgemeinen, aber auch konkrete Skepsis, z.B. gegenüber der Möglichkeit eines durch Recht bewirkten „Ewigen Friedens“.