Please Mind the Gap - Trans_identität im heutigen Indien
Am 31.01.2019 fand die Veranstaltung „Please Mind the Gap - Trans_identität im heutigen Indien“ des AK-Genders mit Filmvorführung und anschließender Diskussion statt.
Sarah Merkle-Schneider, M.A., wissenschaftliche Mitarbeiterin der Abteilung für Indologie und Vergleichende Religionswissenschaft des Asien-Orient-Instituts (AOI) der Universität Tübingen, referierte über das Thema Transgender und Transidentität im Allgemeinen und deren besondere kulturelle Ausprägungen im urbanen und ländlichen Raum Indiens.
Die Veranstaltung fand auf Vorschlag von Masterstudent*innen des Instituts für Politikwissenschaft und Soziologie hin statt, die als Stipendiat*innen des Hochschulprogramms ‚Deutsch-indische Partnerschaften‘ (DIP) einen Forschungsaufenthalt in Delhi absolviert haben und dort auf den Film „Please Mind the Gap“ der Regisseur*innen Mitali Trivedi und Gagandeep Singh aufmerksam wurden.
Die Student*innen stellten zunächst die Funktionsweise des Metrosystems von Delhi dar. Die binäre Geschlechtertrennung in männlich oder weiblich bei den körpernahen Sicherheitskontrollen, sowie beim Betreten der Metro mit „women-only“-Waggons, die ausschließlich für Frauen reserviert sind, macht das bewusste Entscheiden für eines der beiden Geschlechter zwingend notwendig. Der gezeigte Film thematisiert den Alltag des Transmannes Anshuman und die strukturellen Hürden, mit denen er konfrontiert ist. Angelpunkt ist das genderdifferenzierete Metrosystem von Delhi.
Der dialogbasierte Kurzfilm gibt durch den aufgeschlossenen Protagonisten Anshuman einen tiefen Einblick in den Alltag und die damit einhergehenden Probleme und Möglichkeiten eines Transmannes bei der Benutzung der Metro in der indischen Hauptstadt. Durch die Darstellung der Funktionsweise des Metrosystems wird auf die allgemeinen gesellschaftspolitischen Strukturen in Bezug auf Transgender in Indien aufmerksam gemacht. Ein vorab gezeigtes Interview mit den Regisseur*innen ermöglichte dem Publikum einen näheren Einblick in die Produktion des Kurzfilms.
Weiterführend erläuterte die Referentin Sarah Merkle-Schneider die Begriffe Transgender und Transidentität als die Inkongruenz von Körpergeschlecht und Identitätsgeschlecht.
Anschließend wurden die kulturellen Besonderheiten von Transidentität in Indien dargelegt. Während im urbanen Raum, vornehmlich in der gebildeten Oberschicht, eine stärkere Identifikation mit der internationalen LGBTQI+ Bewegung stattfinde, existiert im lokal-dörflichen Raum Indiens ein kulturell und traditionell verankertes Verständnis von mehrheitlich Transfrauen. Transmänner sind in Indien als Minderheit innerhalb der Minderheit zu bezeichnen.
Exemplarisch stellte Sarah Merkle-Schneider die Subgruppen der Hijras und Jogappa, sowie deren kulturspezifische Differenzierungen vor. Insgesamt ist festzuhalten, dass Trans*Personen in Indien, trotz juristischer Gleichstellung, de facto nach wie vor diskriminiert werden und Gewalterfahrungen allgegenwärtig sind.
Der AK-Gender dankt Sarah Merkle-Schneider und den Student*innen des IPS für den spannenden Vortrag und allen Teilnehmer*innen für Ihr Interesse.