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Institute of Political Science and Sociology

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Neue Forschung und Lehre im Bereich der sozialwissenschaftlichen Nachhaltigkeitsforschung am IPS

06/29/2022

Im Mai begrüßte das IPS Dr. Ulrike Zeigermann als neue Juniorprofessorin für Sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung. Im Rahmen der Professur möchte sie aktuelle und zukünftige Fragen der Nachhaltigkeitsgovernance untersuchen und einen weiteren Schwerpunkt in Forschung und Lehre auf Wissen in sozial-ökologischen Transformationen legen.

Zur inhaltlichen Ausrichtung

Klima- und Nachhaltigkeitsfragen zählen zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Trotzdem werden Nachhaltigkeitsfragen heute noch immer primär aus naturwissenschaftlicher Perspektive adressiert. Sozialwissenschaftliche Herausforderungen, die sich durch nachhaltige Transformationsprozesse für politische Akteure, Institutionen und gesellschaftliche Entscheidungsprozesse ergeben, werden dabei oftmals vernachlässigt. Beispielsweise verlangt das normative Konzept der Nachhaltigkeit, dass seine ökologische, soziale und ökonomische Dimension gleichermaßen in allen gesellschaftlichen Entscheidungen berücksichtigt wird. Das wiederum würde jedoch viel umfassendere Beteiligungsverfahren bedeuten, während gleichzeitig wegen des Klimawandels schnelles Handeln gefordert wird. Außerdem müssen mit Blick auf begrenzte natürliche Ressourcen und den Anspruch, die Bedürfnisse zukünftiger Generationen nicht durch heutige Lebensweisen zu gefährden, politische Strukturen und gesellschaftliche Machtverhältnisse hinterfragt werden. Und nicht zuletzt wurden mit der Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung zwar 17 globale Nachhaltigkeitsziele vereinbart, jedoch erfordert ihre Umsetzung vielfältige lokale Ansätze, um den jeweiligen Gegebenheiten gerecht zu werden. Hierbei ergeben sich ganz neue Interaktionen zwischen Zivilgesellschaft, Wissenschaft, Recht, Wirtschaft, Medien und Politik.

Eine zentrale Frage der sozialwissenschaftlichen Nachhaltigkeitsforschung ist deshalb, wie und unter welchen Bedingungen Nachhaltigkeit in verschiedene Politikfelder, gesellschaftliche Strukturen und Organisationen integriert wird. Vor diesem Hintergrund soll ein Schwerpunkt der Professur auf der Erforschung aktueller und zukünftiger Fragen transnationaler nachhaltiger Governance liegen. Dabei geht es um neue Ansätze gesellschaftlicher Steuerung über verschiedene politische Ebenen hinweg und unter Beteiligung diverser Akteure, u.a. mit Blick auf Klimawandel, erneuerbare Energien Menschenrechte und multiple Krisen im Anthropozän.

Den zweiten Schwerpunkt der Professur bildet Wissen in sozial-ökologischen Transformationen. Denn eine zentrale Paradoxie unserer Zeit liegt darin, dass trotz zunehmenden fundierten Wissens über die Erfordernisse nachhaltigen Lebens, Wirtschaftens und Handelns angesichts existenzbedrohender Umweltveränderungen die Reaktionen hierauf in Gesellschaft und Politik mitunter verhalten ausfallen und wissenschaftliche Erkenntnisse nur schwer Eingang in gesellschaftspolitische Änderungsprozesse finden. Ulrike Zeigermann möchte diesem widersprüchlichen Befund im Rahmen der Professur für Sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung auf den Grund gehen. Das Ziel ist es hier, neue Formen der Wissenszirkulation empirisch zu untersuchen und theoretisch zu erklären.

Die skizzierte Agenda bietet vielfältige Anknüpfungspunkte für empirisch-analytische Forschung, inter- und transdisziplinäre Kooperationen, spannende Lehrveranstaltungen sowie den Austausch mit der Öffentlichkeit. Gerade weil sozialwissenschaftliche Fragen in der Nachhaltigkeitsdebatte bisher wenig berücksichtigt wurden, bietet die Professur in Verbindung mit dem Master „Sozialwissenschaftliche Nachhaltigkeitsforschung“ am IPS auch besondere Möglichkeiten, neue Impulse zu geben.

Zur Person

Ulrike Zeigermann wurde 1987 in Halle (Saale) geboren. Sie studierte von 2007 bis 2012 in einem deutsch-französischen Doppeldiplomstudiengang Politikwissenschaft an der Universität Münster und dem Institut d’Etudes Politiques Lille. Anschließend absolvierte sie einen Master in Menschenrechte an der London School of Economics and Political Science und begann 2013 mit einem Stipendium der Heinrich-Böll-Stiftung ihr Promotionsstudium an der Universität Münster.

Im Mai 2017 wurde Ulrike Zeigermann an der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster mit einer Doktorarbeit zur entwicklungspolitischen Kohärenz promoviert, die 2020 bei Palgrave Macmillan unter dem Titel “Transnational Policy Entrepreneurs -Bureaucratic Influence and Knowledge Circulation in Global Cooperation” erschienen. Nach kurzer Postdoc-Tätigkeit an der Friedensakademie der Universität Koblenz-Landau war Ulrike Zeigermann von 2017 bis 2022 als wissenschaftliche Mitarbeiterin am Lehrstuhl für Politikwissenschaft mit Schwerpunkt Nachhaltige Entwicklung an der Universität Magdeburg tätig. In dieser Zeit forschte sie u.a. auch als Gastwissenschaftlerin an Universität in Warschau und an Sciences Po Paris.

Bereits seit 2014 ist Ulrike Zeigermann assoziierte Forscherin an dem deutsch-französischen Centre Marc Bloch in Berlin. Von 2015 bis 2017 leitete sie dort die Forschungsgruppe "Staatliches Handeln und Wissenszirkulation". 2019 hat sie dann die Arbeitsgruppe „Klima/Energie“ ins Leben gerufen und seither „Mittagsseminare zu Fragen der Klimagovernance und Energiewenden“ organisiert.

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