Vortragsbericht „Democracies in Crisis?“

Im Rahmen des Institutskolloquiums durfte das IPS am Mittwoch, den 29.11.2023 Dr. Jason L. Mast von der Yale University begrüßen, der derzeit mit einem Marie-Curie-Forschungsstipendium in Trient (ITA) forscht. Mast gab dabei Einblicke in seine derzeitige Forschungsarbeit, die unterschiedliche aktuelle Ausprägungsformen des politischen Populismus vergleichend auf die ihnen zu Grunde liegenden kulturellen Codes untersucht.

In seinem Vortrag führte Mast zunächst die allgemein-theoretischen Grundlagen seines Forschungsprogramms ein, die auf eine spezifische Variante der Kulturpragmatik zurückgehen, die der amerikanische Soziologe Jeffrey C. Alexander (Yale) seit den 1990er Jahren entwickelt und zu einer Theorie der Zivilgesellschaft erweitert hat. Entlang zahlreicher exemplarischer Belegstellen umriss er sodann ein dichtes Vergleichsbild zweier populistischer Kampagnen: der „Leave“-Kampagne im Rahmen des Brexit sowie der Wahlkampagne Donald Trumps 2016. Über die Rekonstruktion der diesen Kampagnen unterliegenden symbolischen und rhetorischen Strategien erläuterte Mast seinen Befund, dass zwar beide Fälle über geteilte und binär strukturierte, symbolische Codes operieren, jedoch im Fall des Trumpismus eine Umkehrung der etablierten Codes stattfindet: Was vormals als demokratische Tugend galt, wird nun zum Feindbild erklärt und insofern semantisch invertiert. Dass diese Inversion folgenreich für die weitere Zukunft beider Demokratien sein könnte, stellt einen wesentlichen Ausblick dieser diskursanalytischen Forschung dar.

Wir danken Jason Mast herzlich für seinen spannenden Vortrag sowie allen Teilnehmenden für die angeregte und lebendige Diskussion.

Weitere Informationen zu Dr. Jason L. Mast:

https://webapps.unitn.it/du/en/Persona/PER0221669/Progetti