Hillary, Jeb und the Donald – Die US-Präsidentschaftswahlen 2015/2016
14.06.2016Bereits zum siebten Mal lud die Professur für Europaforschung und Internationale Beziehungen gemeinsam mit der Deutschen Atlantischen Gesellschaft zum „Sicherheitspolitischen Forum am Wittelsbacherplatz“ einen hochkarätigen Gast ein. Am 1. Juni 2016 referierte der Regensburger US-Experte Prof. Dr. Stephan Bierling zu „Hillary, Jeb und the Donald – Die US-Präsidentschaftswahlen 2015/2016“.
Auch dieses Mal sorgte die Veranstaltung mit 200 Zuhörerinnen und Zuhörern für ein voll besetztes Forum. Nach einer Begrüßung von Prof. Dr. Gisela Müller-Brandeck-Bocquet und einem Eingangsstatement von Brigadegeneral a.D. Ernst-Otto Berk führte der Politikwissenschaftler Prof. Dr. Stephan Bierling von der Universität Regensburg durch einen unterhaltsamen, lebhaften und vor allem informativen Vortrag hinsichtlich der älteren und jüngeren Entwicklungen in den USA sowie zu Prognosen der US-Präsidentschaftswahlen 2016.
Welche Bilanz lässt sich nach zwei Amtszeiten des aktuellen Präsidenten Barack Obama ziehen? Und was bedeutet dies für die Vorwahlen und vor allem für den Ausgang der US-Präsidentschaftswahlen am 8. November 2016? Diese und weitere Fragen wurden an diesem Abend im Forum am Wittelsbacherplatz diskutiert.
Nach einem kurzen Überblick hinsichtlich der Zustimmungswerte von Obama in Deutschland und den USA verdeutlichte Prof. Dr. Bierling vor allem die fallenden Werte in der US-amerikanischen Gesellschaft, obwohl Obama innen- sowie außenpolitisch viel geleistet habe. Während Bierling Obama innenpolitisch die Note zwei geben würde (Stärkung US-amerikanischer Wirtschaft, Obama Care, erneuerbare Energien positiv, aber nicht unumstritten), attestierte er dem Präsidenten Schwächen in der außenpolitischen Performance. Zwar blieb Obama seinem Motto „Don’t do stupid shit“ weitgehend treu, doch die von George W. Bush geerbten Kriege und die geringere Einmischung der USA in internationale Krisen (v.a. Syrien und Ukraine) hätten zu einem „Vakuum der Weltpolitik“ geführt. Daher könne Präsident Obama hier nur mit der Note vier bewertet werden.
Nach der Analyse der politischen Entwicklungen in den USA lenkte der Regensburger Politikwissenschaftler den Fokus auf das Wahlsystem und die aktuelle Wahlkampfdebatte. Dabei betonte er, dass sich kein anderes Land auf der Welt einen solch langen Wahlprozess wie die USA leiste, woraufhin er eine kurze Analyse einiger Kandidaten und deren politischen Positionen, wie beispielsweise des demokratisch sozialistischen Bernie Sanders oder dessen Hauptkonkurrentin Hilary Clinton, eröffnete. Den Schwerpunkt seiner Kandidatenanalyse legte Prof. Bierling jedoch auf die republikanische Partei. Der im Titel der Veranstaltung genannte „Jeb“ Bush sei zwar schon lange aus dem Rennen, sollte jedoch daran erinnern, dass die Republikaner mit einem riesigen Kandidatenpool gestartet sind. Besonders die gemäßigten Kandidaten hätten jedoch schnell das Handtuch werfen müssen, nachdem Donald Trump die Partei „gehijackt“ hatte. Bierling analysierte ausführlich die unorthodoxen Wahlkampfmethoden des einzigen verbliebenen republikanischen Präsidentschaftskandidaten, wie zum Beispiel seinen geringen Etat, den er durch seine kontroversen Statements, die wiederum eine hohe mediale Aufmerksamkeit zur Folge haben, leicht kompensieren kann.
Prof. Bierling schloss seinen kurzweiligen Vortrag mit einer Prognose über den Ausgang der Wahl: Aufgrund der langfristigen Trends in der US-amerikanischen Bevölkerung – wie z.B. die breite Wählerschicht der Demokraten, auch „Obama Coalition“ genannt – und wegen des extrem auftretenden Donald Trump sieht er Hillary Clinton als die erfolgversprechendste Anwärterin als 45. Präsidentin der Vereinigten Staaten von Amerika.
Nach einigen Fragen aus dem Publikum, die Prof. Dr. Bierling mit gewohnter Klarheit und Souveränität beantwortete, sorgte der traditionelle Imbiss und Weinausschank der Fachschaftsinitiative Political and Social Studies für einen gelungenen Abschluss des Abends.
Text: Laura-Sophie Mayer, Fotos: Johannes Greubel