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Institut für Politikwissenschaft und Soziologie

Sommersemester 2024: Seminar „Die Verhandlung einer nachhaltigen Zukunft zwischen Protest und Partizipation“

Im Sommersemester 2024 leitete Prof. Dr. Ulrike Zeigermann das Seminar „Die Verhandlung einer nachhaltigen Zukunft zwischen Protest und Partizipation“. Ziel des Seminars war es, zentrale Faktoren der gesellschaftlichen Nachhaltigkeitsgovernance zu analysieren und zu hinterfragen: Welche Bedingungen fördern oder hemmen nachhaltige politische Transformationen? Welche Rolle spielen Protestbewegungen und zivilgesellschaftliche Partizipation in diesem Prozess?

Zur Beantwortung dieser Fragen wurden verschiedene gesellschaftliche Felder untersucht, darunter Klimabewegungen, Protestformen und Mechanismen politischer Partizipation. Das Seminar verband theoretische Grundlagen mit praxisnahen Veranstaltungsformaten wie Vorträgen, einer Podiumsdiskussion, einer World Climate Simulation und einer Filmanalyse, um die theoretischen Inhalte anschaulich und praxisnah zu vermitteln.

Im ersten Teil des Seminars wurde analysiert, wie politische Verhandlungen zur Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft strukturiert sind und auf internationaler Ebene geführt werden.  Der zweite Teil befasste sich mit grundlegenden Theorien sozialer Bewegungen, kollektiven Handlungsformen und Proteststrategien. Auf Basis des vermittelnden Wissens wurden verschiedene Umwelt- und Klimabewegungen untersucht und miteinander verglichen. 

Ein zentraler Bestandteil des Seminars war die World Climate Simulation, die sich an der COP 28 in Dubai orientierte und mit dem Climate Interactive Tool C-ROADS durchgeführt wurde. Die Studierenden übernahmen dabei die Rollen von Vertreter*innen aus Industrie-, Schwellen- und Entwicklungsländern und mussten in dieser Funktion miteinander verhandeln. Ziel war es, Maßnahmen zu beschließen, die die globale Erderwärmung bis 2100 auf maximal 2 °C begrenzen. Die anschließende Reflexion machte deutlich, wie komplexe Machtstrukturen und divergierende Verhandlungsinteressen die internationale Klimapolitik beeinflussen.

Neben dieser Simulation erhielten die Studierenden zudem Einblicke in die Realpolitik. Ein besonderer Höhepunkt des Seminars war eine in Kooperation mit dem Institut für Internationale Beziehungen organisierte Podiumsdiskussion mit Kandidat*innen für die Europawahl 2024. Moderiert von Prof. Dr. Grimm und Prof. Dr. Zeigermann, bot die Veranstaltung eine Plattform für Vertreter*innen verschiedener politischer Parteien (Freie Wähler, CSU, SPD, FDP, Die Grünen und Volt), um ihre Positionen zur Europawahl 2024 zu repräsentieren. Die Studierenden stellten gezielt Fragen zu den Sustainable Development Goals 7, 10, 16 und 17 und analysierten im Anschluss die unterschiedlichen politischen Positionen und Kommunikationsstrategien der Teilnehmer*innen.

Ein weiterer thematischer Schwerpunkt war die Vereinbarkeit von Demokratie und Nachhaltigkeit. Im Rahmen einer Filmanalyse wurde der Film „Don't Look Up“ genutzt, um mithilfe des Wissens der theoretischen Literatur die Wechselwirkungen zwischen demokratischen Prozessen und nachhaltiger Politik zu reflektieren und die gesellschaftliche Wahrnehmung von Umweltkrisen kritisch zu hinterfragen.

Zum Abschluss des Seminars stand die Auseinandersetzung mit aktuellen Klimabewegungen im Mittelpunkt. Die Studierenden untersuchten Protestbewegungen ihrer Wahl aus dem Klima- oder Umweltbereich und verglichen deren Strategien und Aktionsformen. Im Rahmen dessen war ein besonderer Höhepunkt der Gastvortrag des ehemaligen Gastwissenschaftlers Matyáš Křížkovský. Anhand seines Promotionsprojekts wurde die Rolle von „Movement Intellectuals“ innerhalb der Klima- und Umweltbewegungen erörtert und ihre Bedeutung für gesellschaftliche Transformationsprozesse analysiert.

Das Seminar bot den Teilnehmenden eine interdisziplinäre und praxisnahe Auseinandersetzung mit der Thematik nachhaltiger Zukunftsgestaltung. Durch die Verknüpfung von Theorie, Simulation, politischer Debatte und empirischer Forschung wurden die komplexen Beziehungen zwischen Protest, Partizipation und politischer Entscheidungsfindung vermittelt.