Internationale Tagung zu "Multi-level governance and climate action"
18.10.2022Unter dem Titel „Multi-level governance and climate action – Unlocking the potential of local initiatives?“ diskutierten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler vom 10. bis 11. Oktober 2022 über Ansätze zum Erreichen von 100% Energieversorgung aus erneuerbaren Energien, Klimaschutz und Energieautonomie.
Ziel der Konferenz war es, ein umfassenderes Verständnis komplexer Energiewendeprozesse im Sinne der sozialwissenschaftlichen Nachhaltigkeitsforschung zu entwickeln. Die interdisziplinäre Auseinandersetzung mit dem Thema erlaubte es hierbei, nicht nur zu fragen, wie sich die Entwicklung und Diffusion lokaler Ansätze für 100% erneuerbare Energie bzw. ihr Fehlen erklären lässt (Politikwissenschaft), sondern auch, welche Motivation Menschen haben, nach einer Energieautonomie zu streben (Umweltpsychologie), wie sich das auf gesellschaftliches Zusammenleben (Soziologie und Anthropologie), Wirtschaftsprozesse (Ökonomie) und Siedlungsstrukturen (Geographie) auswirkt und wie Gerichte zur Durchsetzung von Klimazielen genutzt werden (Rechtswissenschaften). Die französischen und deutschen Expertinnen und Experten stellten ihre Arbeiten in mehreren Panels vor, die sich thematisch um die Herausforderungen der Klimapolitik im Mehrebenensystem, das Potenzial von Bioenergiedörfern, neue Governance-Ansätze im ländlichen Raum und globale Herausforderungen vs. lokale Antworten drehten.
Die vielseitige wissenschaftliche Diskussion des ersten Workshoptages wurde am Abend des 10. Oktober in Kooperation mit ARTE und dem Ciné-Club des Centre Marc Bloch mit einer Premiere des Films „Eine neue Welt – Widerstand“ (von Cyril Dion und Thierry Robert) abgerundet. Regisseur Thierry Robert kam für diesen Anlass ans Centre Marc Bloch und diskutierte Fragen zu dem Dokumentarfilm. Der Film befasst sich damit, wie es zum Klimawandel und den damit unumkehrbaren Phänomenen, wie Artensterben, wirtschaftliche Disparitäten, Wanderungsbewegungen und Erderwärmung, kommen konnte. Es handelt sich hierbei um den ersten Teil einer Dokumentarfilmreihe, die einen dreistufigen Plan zur Bekämpfung des Klimawandels vorschlägt – Widerstand, Anpassung, Regeneration – und Hoffnung auf eine andere Welt geben soll.
Am zweiten Tag der Konferenz fand eine Exkursion zu Deutschlands erstem energieautarken Dorf nach Feldheim statt. Bei der Präsentation der Initiative und anschließenden Besichtigung des Windparks, der Biogasanlage sowie des Regionalen Regelkraftwerks mit den Photovoltaik-Demonstrationsanlagen erfuhren wir, wie es Feldheim gelang, die Energieversorgung mit Erneuerbaren Energien zu sichern. Im Zentrum der Diskussion standen Fragen zur Umsetzung dezentraler Energiewenden und insbesondere zur Rolle von Bürger*innen in diesen Prozessen.
Die Konferenz wurde von Juniorprofessorin Ulrike Zeigermann und CNRS-Forscher Gilles Lepesant organisiert. Im Rahmen ihrer Assoziation ans Centre Marc Bloch (CMB) Berlin und Leitung der internationalen Arbeitsgruppe „Energie und Klima“ kooperieren beide seit mehreren Jahren. Das Kooperationsprojekt wurde von der Deutsch-Französischen Hochschule, der Französischen Botschaft in Berlin, ARTE, dem Centre Marc Bloch und der Universität Magdeburg gefördert. Eine Publikation wird derzeit vorbereitet.